Musik 2.0

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Moderator: Bergmar Daghov

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Musik 2.0

Beitragvon Bergmar Daghov » 15. Okt 2024, 22:39

Nachdem es mit der Musik immer weiter ging, gab es nach Techno mit seinem Durchbruch in den 90ern und seinen vielen Spielarten und Crossovern mit anderen Genres keine wirklich neue Musik mehr. Im Endeffekt gibt es seitdem wohl einige neue Bands in den verschiedensten Bereichen, die sicher originell sind und es werden ja auch schon lange alle möglichen Genres zusammengemixt, aber wie gesagt ganz neue Ansätze gab es seitdem ja nicht mehr.

Das ist auch nach wie vor, aber seit einiger Zeit gibt es eine "Revolution", also Neuerung der anderen Art, die demnächst vermutlich einen großen Stellenwert in unserer Kulturlandschaft einnehmen wird und ebenso vermutlich unser Leben beeinflussen könnte/wird: Normalerweise sollte man ja nicht ängstlich sein, aber in dem Fall weiß ich nicht, was ich davon halten soll:

Und zwar bin ich beim ersten Künstler eher zufälligerweise darüber gestoßen. Und zwar wurde mir bei Youtube eine Platte der Band Stooches angezeigt. Ich dachte mir, eine neue junge und frische Band, die wie die Stooges (also Iggy Pops damaliger Band) klingt, das könnte interessant sein. Und tatsächlich, die Musik klingt frisch und ich fand sofort Gefallen an der Platte. Beim genaueren Informieren über die Band habe ich dann festgestellt, dass es die Band nicht gibt und nichts davon real exsistiert. Die Musik wurde nicht von Menschen geschrieben, es gibt keine Musiker, welche die Instrumente gespielt haben, keine Instrumente, die Texte wurden nicht von Menschen geschrieben und auch die abgebildeten Musiker gibt es nicht. Absolut authentisch klingende Musik mit dem Dreck und Drogensumpf-Gefühl der späten 60er/frühen 70er.
Nur alles nicht echt, alles KI.

Normalerweise hätte ich mir vermutlich die Platte gekauft und wäre ich in meiner Wohnung zu der Musik herumgehüpft, weil sie mir wirklich gut gefällt, aber das mache ich bislang nicht, weil es sich falsch anfühlt.

https://www.youtube.com/watch?v=FKWuWvoSKJk

Vor zwei Tagen wurde mir dann die nächste Band angezeigt:
Dieses mal habe ich die Lunte etwas früher gerochen. Aber auch diese gefällt mir zum Teil ausgesprochen gut. Dieses Mal von einer angeblichen Band von 1968, Holy Kelvin. Sie machen einen gefälligen Mix, von allem ein bisschen: Psychedelic, Pink Floyd, Krautrock, vielleicht eine Spur Prog, aber auch irgendwie frisch nach irgendwas in Richtung Indie oder King Gizzard oder so klingend.

https://www.youtube.com/watch?v=Z_qquChgQtU

Wer jetzt denkt, pö, ist mir doch egal, das gefällt mir eh alles nicht, was der blöde Daghov da wieder für ein komisches Zeug hört :-D, dem sagt vielleicht das eine der anderen Alben der zahlreichen "Künstler" zu, die auf dem Label Zaruret Records sind und alle möglichen Spielarten abdecken. However, das wird wohl in naher Zukunft vermehrt auf uns zukommen und vermutlich auch bald in den Charts auftauchen, wenn nicht schon geschehen.

Schön, dass es bei den hier vorgestellten "Musikern" so deutlich gekennzeichnet ist, aber das ist ja freiwillig und es dürfte wie immer bei KI nur eine Frage der Zeit sein, bis man nicht mehr erkennen kann, was noch echt ist.
schöne Grüße, André :)

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Sauron
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Re: Musik 2.0

Beitragvon Sauron » 16. Okt 2024, 14:00

Auch wenn du komisches Zeugs hörst (während ich mit meinen Soundtrack vollkommen normal bin :D ), kann ich deine Befürchtungen gut nachvollziehen. Wenn ich da so reinhöre, dann kommt auch mir keinerlei Verdacht, dass es dabei eben um keine Band handeln könnte. Dass das von einer KI erschaffen wurde und dass im Prinzip jeder Musik produzieren kann, ob er nun Talent hat oder nicht, ist schon bedenklich.

Bei der Musik ist mir KI noch nicht begegnet (oder ich habe es nicht gemerkt), aber wie alles, was eine Schattenseite hat, kann die KI natürlich auch sinnvoll sein. Ich denke da an Projekte wie Filme oder Videospiele, die kostengünstig mit Musik unterlegt werden könnten, ohne dass man jemand verpflichten und bezahlen muss. Nur sollten derartige Dinge dann nicht untergemogelt, sondern klar kommuniziert werden. Steam macht das aktuell schon. Da wurde kürzlich im Adventure-Treff eine Neuerscheinung verlinkt. Der Entwickler hat die deutsche Sprachausgabe per KI einsprechen lassen. Solange es halbwegs stilvoll wirkt - warum nicht.
Auch der Myst-Entwickler Cyan war ja kürzlich mal ins Kreuzfeuer geraten, weil sie Teile der Landschaften per KI erzeugt haben. Es ist schwierig: Will ich solchen kleinen Entwicklern ermöglichen, auch ein besonderes Projekt zu entwerfen? Denn das würden sie sonst nie realisieren können. Nur kann in solchen Fällen dann nur noch bedingt von Kunst gesprochen werden. Da stecken halt nur EIngaben drin und kein Talent, wie es Musiker, Künstler und Autoren sonst haben.

Es halt ein schönes, technisches Hilfsmittel, das sicherlich seinen Wert haben wird. Als Ende der 90er die ersten Animationsfilme auf den Markt kamen, da war ich auch extrem skeptisch. Von aufwendig gezeichneten Zeichentrickfilmen, wurden nun Computeranimationen, die zwar immer noch entworfen und designt werden müssen, aber bei denen der PC natürlich diverse Berechnungshilfen leistet, was Schattenwürfe, Effekte und generell die Physik betrifft. Heute stelle ich fest, dass das eine ganz neue Art des Geschichtenerzählens ermöglichte und ich umschwärme solche Serien wie "Dragons", die mich voll und ganz in eine andere Welt reißen. Das wäre mit einem klassischen Zeichentrick niemals so komplex geworden.

Also finde ich die Weiterentwicklung der KI durchaus nützlich und interessant. Wie man aber später noch echte Kunst von KI unterscheiden soll, das ist ein schwieriges Thema. Ich finde das bei der Musik tatsächlich auch noch mal kritischer als bei einem Videospiel oder Filmen. Wenn du dich entscheidest, ein Projekt zu entwerfen, dass mehrere Bereiche umfasst (Handlung, Musik, Sprecher, Audiokullisen, Grafik), dann kann man sicherlich das ein oder andere technische Helferlein gebrauchen, denn ein oder wenige Menschen sind nun mal nicht in allen Dingen gleich stark. Wenn man sich aber gezielt für eine Sache entscheidet wie ein Buch zu schreiben oder Musik zu komponieren, dann darf und sollte man ein entsprechendes Talent erwarten. Während ich also Indieentwickler von Spielen unterstützen würde, würde ich KI-Musik vorerst nicht unterstützen. Noch hoffe ich, dass man einen gewissen Unterschied erkennt. In deinem Beispiel kann ich ja leider nicht wirklich mitreden, weil mir Vergleichsbands fehlen und der Bezug zu diesem Genre. Im Bereich der Instrumentalmusik hoffe ich einfach mal, dass man noch eine gewisse Vielfalt erkennen würde, da die Musik ja generell nicht so sehr nach einem bestimmten Notenmuster abläuft, sondern sehr komplex ist. Ich hoffe, dass auch das die Stärke von Komponisten und Sängern bleiben wird, die aus dem KI-Einheitsbrei herausstechen können.

Auf jeden Fall kommt da eine sehr interessante Zeit auf uns zu... Ganz gefährlich werden vor allem noch die Bilder, die Falschmeldungen verbreiten werden.
Frodo lag mit dem Kopf in Sams Schoß, tief im Schlaf versunken; auf seiner weißen Stirn lag eine von Sams braunen Händen, und die andere ruhte leicht auf seiner Schulter. In ihren Gesichtern stand Friede.
Gollum betrachtete sie. Ein seltsamer Ausdruck zog über sein ausgemergeltes Gesicht. Das Flackern schwand aus seinen Augen, und sie wurden trüb und grau, alt und müde.

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Re: Musik 2.0

Beitragvon Bergmar Daghov » 16. Okt 2024, 19:51

Sauron hat geschrieben: Ich finde das bei der Musik tatsächlich auch noch mal kritischer als bei einem Videospiel oder Filmen. Wenn du dich entscheidest, ein Projekt zu entwerfen, dass mehrere Bereiche umfasst (Handlung, Musik, Sprecher, Audiokullisen, Grafik), dann kann man sicherlich das ein oder andere technische Helferlein gebrauchen, denn ein oder wenige Menschen sind nun mal nicht in allen Dingen gleich stark. Wenn man sich aber gezielt für eine Sache entscheidet wie ein Buch zu schreiben oder Musik zu komponieren, dann darf und sollte man ein entsprechendes Talent erwarten.


Genau so sehe ich das auch. Musik (wie auch die Malerei) ist eine Kunstform, die persönliche Emotionen des Künstlers ausdrückt. Von daher finde ich es schon erstaunlich, wie - um noch einmal zu den Stooches zu bleiben - die KI es schafft, das Lebensgefühl von Menschen einer bestimmten Generation so authentisch zu imitieren, die Jahre ihrer Jugend bzw. ihres Lebens in dem Fall mit Drogen- und anderen Exzessen und sicher auch ihren Abgründen verbracht haben und mich damit tangieren kann.
Von daher finde ich es schon wieder süss bzw. spassig, wie der Macher, der die Stooches entwickelt hat, mit dem Klischee spielt und es so programmiert hat, dass sie völlig auf "Jiffy", einer Erdnussbutter abfahren, sie auf den Fotos mit Erdnussbuttergläsern abgebildet sind und auch mit der Paste völlig eingekleckert sind. :-D

Bei Adventures würde es mich wohl auch nicht stören, wenn die Stimme eines Charakters künstlich animiert wäre. Es könnte auch hilfreich sein, um Sprachausgabe wieder finanzierbar zu machen.

Sauron hat geschrieben:Auf jeden Fall kommt da eine sehr interessante Zeit auf uns zu... Ganz gefährlich werden vor allem noch die Bilder, die Falschmeldungen verbreiten werden.


Ich fürchte, da sind wir bereits mittendrin und erleben auch schon die Auswirkungen. :|
schöne Grüße, André :)



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Re: Musik 2.0

Beitragvon Gerrit » 18. Okt 2024, 10:25

Sehe ich ähnlich das iteo einer marvel Serie wurde zum Beispiel direkt von einer ki gemacht und zum Film meganopolis wurde für den Trailer fake Zitate erstellt
Ich weiß, dass ich nicht weiß.


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