Heute habe ich mit
Life is Strange begonnen und es tut mir Leid, das so deutlich sagen zu müssen, aber allen Steam- und Untertitel-Verweigerern entgeht eines der besten Adventures aller Zeiten!
Habe bislang Episode 1 beendet und Episode 2 kurz angefangen, bevor ich nach 6 Stunden das Spiel vollkommen gar beendet habe. Abgesehen von der langen Spielzeit am Stück, gab es einfach sehr viel zu lesen und sehr viel zu verarbeiten. Die Handlung ist derartig komplex und kann meiner Meinung nach nur mit "Gabriel Knight" mithalten. So wie dort gibt es überall etwas zu entdecken, überall etwas zu lesen, überall etwas zu erfahren über die Charaktere. Wer alles entdecken möchte, kommt eben auf diese 6 Stunden nur für Episode 1 alleine, aber gerade dieser Detailreichtum macht dieses Spiel für mich so liebenswert. Es ergibt sich eine unglaublich großartige Handlung mit lebendigen Charakteren und Orten.
Grafisch ist das Spiel etwas gewöhnungsbedürftig. Wir haben an sich eine absolut hochwertige Grafik, die aber in einer Art Ölgemälde-Stil gehalten ist und daher sieht die Umgebung sehr schwammig aus. Mir persönlich gefällt das nicht so gut, aber dass es um künstlerische Fotografie geht, kann ich die Beweggründe für diesen Grafikstil verstehen. Ich persönlich hätte aber lieber eine durchweg realistische Umgebung gehabt, so wie es die Charaktere auch sind.
Die Steuerung ist zunächst sehr hakelig, weil man Aktion nur mit gedrückter Maustaste auslöst und dann die entsprechende Aktion auswählt, aber trotzdem hat man die Befehle schnell verinnerlicht. Ebenso gibt das Spiel anfangs immer wieder Tipps, welche Tasten zu drücken sind, da man mit Maus und Tastatur arbeiten muss. Die Steuerung ist aber frei einstellbar und das Spiel zeigt dann in den Tipps auch die individuell eingestellten Tasten. Ein bisschen hakelig finde ich aber nach wie vor, dass man der Hauptdarstellerin Max mehr oder weniger über die Schulter blickt. Max nimmt einen Großteil des Bildschirms ein und man kann nicht herauszoomen und so kann man die teils große Umgebung, die man erkunden will, nicht aus einem besseren Winkel betrachten, ohne alles abzulaufen, denn Aktionsfelder werden erst sichtbar, wenn Max kurz davor steht. Damit lässt sich aber leben, wenn man ohnehin alles erkunden möchte.
Aber zurück zur Handlung: Max kann in der Zeit zurückreisen und Handlungen verändern oder sogar ungeschehen machen. Das klingt komplizierter als es ist. Meistens gibt das Spiel einem schon vor, wenn ein Zeitsprung notwendig ist. Das wird irgendwann zu einer sehr eingängigen Sache, die zudem noch ziemlich genial ist. Anders als in den meisten Adventures gibt es hier zwar diese unterschiedlichen Handlungsstränge, aber man kann dank der Zeitreisen den für sich besten Weg wählen, indem man beide Optionen testet. Verlässt man aber den Schauplatz, ist die Handlung amtlich und kann nicht mehr geändert werden. Am Ende muss man also so oder so mit seinen Entscheidungen leben, aber meist kann man dann deren Auswirkungen eher erahnen. Es gibt aber auch Handlungen, die sich erst 2 Spielstunden später auswirken und wo man sich fragt, ob man nicht 2 Stunden vorher besser anders gehandelt hätte. Das gleiche Prinzip, nur weniger krass, erstreckt sich auch über die Dialoge, die man durch verschiedene Auswahlen in verschiedene Richtungen lenken kann. Eigentlich mag ich ja sowas nicht, aber ich muss sagen, dass es bei
Life is Strange kein wirkliches Richtig oder Falsch gibt. Man stoppt die Handlung nicht, wenn man sich für den falschen Weg entscheidet. Man verändert sie bloß, aber die Geschichte geht dennoch bis zum Ende weiter.
Was mir auch gefällt ist, dass man zwar sterben kann oder auch zu langsam handeln kann, sodass die Handlung tatsächlich endet, aber man dann automatisch gezwungen wird, die Zeit zurückzudrehen, um die Situation richtig zu meistern.
Die Handlung selber präsentiert sich bisweilen als absolut kinoreif - eigentlich sogar sehr viel besser als viele Kinofilme. Einerseits liegt das eben an der komplexen Geschichte, die durch die ganzen Texte, Homepages, SMS, Aushänge, Dialoge, Erklärungen von Gegenständen, usw. gestützt wird, sondern dass die Charaktere wirkliche Emotionen ausstrahlen und die Handlung mitreißend ist. Die Figuren haben soviel Tiefgang und die Geschichte besitzt ein unglaubliches Tempo, aber nimmt sich in vielen Momenten auch sehr viel Zeit für die Charaktere und ihre Geschichten.
Kommen wir an dem Punkt aber zu dem einzigen Manko: die fehlende, deutsche Sprachausgabe. Wobei ich sagen muss, die Untertitel werden lange genug eingeblendet und sind auch gut lesbar (wenn nicht, kann man sie extra noch mal vergrößern oder mit einem Balken hinterlegen lassen) und die Texte sind bisweilen absolut fehlerfrei übersetzt. Bei der Vielzahl an Text alleine in Episode 1 ist das durchaus Beachtung wert. Nur ist eben auch klar, dass man mit einer Sprachausgabe der Handlung noch besser folgen könnte. Durch das Lesen der Untertitel gehen Mimiken und Gestiken und die ganzen tollen Kamerafahrten während der Dialoge einfach etwas unter. Man kann eben nicht so intensiv in das Geschehen eintauchen. Dennoch: Das ist ein verschwindend geringes Manko bei diesem tollen Spiel.
Jede Minute will man einfach wissen, wie es weitergeht und welche Auswirkungen eine Entscheidung nun hat. Ich kann es jedenfalls nicht erwarten, endlich weiterzuspielen, aber für heute kann ich mich nicht mehr konzentrieren und genießen will man das Ganze ja auch.
Frodo lag mit dem Kopf in Sams Schoß, tief im Schlaf versunken; auf seiner weißen Stirn lag eine von Sams braunen Händen, und die andere ruhte leicht auf seiner Schulter. In ihren Gesichtern stand Friede.
Gollum betrachtete sie. Ein seltsamer Ausdruck zog über sein ausgemergeltes Gesicht. Das Flackern schwand aus seinen Augen, und sie wurden trüb und grau, alt und müde.