Sodele, inzwischen stecke ich in "Dreamfall Chapters" (nach gefühlt wirklich schon sehr vielen Spielstunden, die schon jetzt die Länge eines anderen Adventures erreicht haben) am Beginn von Kapitel 3 von 5.
Die Negativpunkte haben sich, wie schon befürchtet, weiterhin erhalten. Mich nervt immer noch, dass Hintergrund-Kommentare die echten Gespräche teils übertönen oder dass die Kommentare zu Gegenständen nicht abgebrochen werden können, aber man lernt damit umzugehen.
Die Handlung braucht wirklich sehr lange, um in Fahrt zu kommen. Kapitel 1 ist eigentlich vollkommen belanglos und eigentlich fängt man erst in Kapitel 2 an, etwas halbwegs Bedeutendes zu tun. Die Geschichte knüpft jedenfalls nahtlos an die von "Dreamfall" an, nur sie nimmt sich sehr viel Zeit, diese weiter auszubauen. In einem Testbericht war zu lesen, dass es schon eine Kunst ist, so viele Dialoge mit belanglosen Inhalten zu schreiben. Kann ich so unterschreiben: Mir fehlen die zahlreichen kleinen Nebenhandlungen und -geschichten aus TLJ. Dort waren die Dialoge auch extrem lang, aber sie haben Geschichten erzählt. Hier dient alles einzig und alleine der Haupthandlung und die will erst so gar nicht in Fahrt kommen, weshalb Vieles dann nur stumpfsinniges Geplänkel ist, aber das muss man dem Spiel auch lassen: Das macht es natürlich auch äußerst realistisch, denn genauso ist unser Alltag doch gestrickt und letztendlich begleitet man Zoe zunächst bei ganz alltäglichen Dingen. Das ändert sich erst, nachdem sie langsam lernt, sich an ihr altes Ich zu erinnern.
Bemängelt wurden überall auch die langen Laufwege. Die aber stören mich keineswegs. Inzwischen weiß ich zwar, dass es zu Beginn gar nicht nötig gewesen wäre, die ganze Stadt in Ruhe zu erkunden, denn die spätere Handlung leitet einen sowieso dann noch in jeden Winkel, aber mit den weiteren Entwicklungen ändert sich auch das Stadtbild. Mehr und mehr versinkt Propast in Europolis im Chaos und in der vollkommenen Kontrolle durch den Staat. Wo vorher noch geschäftiges Treiben herrschte, sind man nun gewaltbereite Polizisten und leergefegte Verkaufsstände. Vielerorts gibt es dann auch noch mal wieder ganz neue Kommentare zu bereits erkundeten Objekten.
Die Spielatmosphäre mit den beiden großen Städten Propast und Marcuria ist eigentlich eine der größten Stärken des Spiels. Auch die zahlreichen Gespräche von anderen, die man belauschen kann, tragen dazu bei. Das Wenigste davon ist irgendwie relevant, sorgt aber dafür, dass die Welt lebt.
Schade ist nur, dass man in Marcuria bei Weitem nicht so viel erkunden darf wie in Propast. Irgendwie bekommt man da das Gefühl, das sei später und unter Zeitdruck entwickelt worden. In Propast steckt nämlich sehr viel Herzblut und Liebe für Details. Zwar sieht auch die mittelalterliche Stadt hübsch aus, wirkt aber viel lebloser. In "Dreamfall" war dort mehr los. Dafür wurde die Stadt genial ergänzt! Die Entwickler haben wirkllich das alte Design aus den ersten beiden Teilen übernommen und die Zwischenstücke logisch zu einer gesamten Stadt ergänzt. So hat das alles einen sehr hohen Wiedererkennungswert.
Ach, und eine riesengroße Stärke gibt es noch und das sind die Rätsel! In diesem Spiel steckt mehr Adventure als man auf den ersten Blick meinen möchte. Es gibt unglaublich viele Rätseleinlagen - allesamt sehr überschaubar und recht schnell zu schaffen, aber das hier ist kein interaktiver Film, sondern man ist wirklich oft genug selbst gefordert und die einzelnen Rätsel sind äußerst kreativ. Ich will nicht zu viel verraten, aber in einer kurzen Zwischensequenz spielt man Saga (die wiedergeborene April) als Baby und muss einen Weg an seinem Vater vorbei finden. Nach ein paar Versuchen fällt einem die geniale Lösung wie Schuppen von den Augen - denken wie ein Kleinkind, sage ich da nur.
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Oder dann gilt es, einen Botenjungen auf einen falschen Weg zu schicken, indem man die Wegweiser austauscht. Und ganz genial finde ich, wie man auf Rätsellösungen hingewiesen wird - das können mitunter ganz unterschwellige, akustische Signale wie das Meckern von Ziegen sein, das die Aufmerksamkeit auf diese Tiere und damit auf die Lösung ziehen soll. Diese Rätsel sind wirklich sehr kreativ und intelligent in die Geschichte eingebunden und sind eine der größten Stärken dieses Spiels!
So langsam werde ich jedenfalls warm mit dem Spiel. Man muss sich einfach zwingen, den eher fragwürdigen Prolog und das langweilige erste Kapitel durchzustehen. Danach wird es auf jeden Fall besser.
Ach, und inzwischen weiß ich: Es empfiehlt sich nicht nur "Dreamfall" noch sehr gut zu kennen, sondern auch TLJ noch halbwegs gut im Kopf zu haben - ein Rätsel greift sogar direkt auf Wissen aus dem Teil 1 zurück.
Frodo lag mit dem Kopf in Sams Schoß, tief im Schlaf versunken; auf seiner weißen Stirn lag eine von Sams braunen Händen, und die andere ruhte leicht auf seiner Schulter. In ihren Gesichtern stand Friede.
Gollum betrachtete sie. Ein seltsamer Ausdruck zog über sein ausgemergeltes Gesicht. Das Flackern schwand aus seinen Augen, und sie wurden trüb und grau, alt und müde.