Beitragvon Sauron » 21. Sep 2018, 10:31
So, liebe Anne - erste Eindrücke kann ich jetzt schon mal liefern und die sind aktuell nicht ganz soooo angetan.
Also: Ich bin ziemlich sicher, dass die Geschichte wieder grandios und sehr spannend wird - so viel deutet sich schon und es ist eine nahtlose Fortsetzung von "Dreamfall" - ich würde sogar sagen, es empfiehlt sich, daran noch recht gute Erinnerungen zu haben, weil man viele bekannte Gesichter wiedersieht und die Geschichte direkt daran ansetzt, ohne sich selbst noch mal lange zu erklären.
Die Grafik ist ebenso der Hammer! Was mit mit Europolis geschaffen hat, ist schon Wahnsinn. In der Stadt pulsiert das Leben und die Kritik, dass Nebencharaktere hölzern aussehen, kann ich nicht nachvollziehen. Für mich sieht das alles sehr hübsch aus und überall bewegt sich was und die Spielewelt ist einfach lebendig.
Die Musik ist ebenfalls toll, aber keine Ohrwurmgefahr - sie ist einfach nur da, aber dafür sehr passend.
Bei den Sprechern gibt es sicherlich bessere, aber sie fallen auch nicht zu negativ auf.
Es gibt jedoch drei Punkte, die mich über das gesamte Spiel begleiten werden, die mir so gar nicht gefallen.
Das wäre einmal die Steuerung, die sehr schwerfällig und langwierig ist. Das mag in der PC-Version anders sein, aber auf der PS4 löst man fast alles mit der X-Taste aus. So muss man bspw. einen Charakter oder ein Objekt erst mit X anklicken und erhält dann ein Untermenü, aus dem man die Aktion wählen kann. Zudem werden Hotspots recht spät angezeigt und nur, wenn die Sichtachse direkt darauf fällt. Problem ist, dass häufig der Charakter im Weg ist und man die Gegenstände dann gar nicht mehr sieht, die man anwählt. Man muss umständlich über die Kamerasteuerung am Charakter vorbeisehen. Irgendwie doof gelöst, finde ich.
Dann gefällt mir nicht, dass es viele Nebenkommentare und -gespräche gibt. Imbissbesitzer werben für sich, Begleiter fordern ein, endlich mal in die Pötte zu kommen und das immer und immer wieder. Ich bin jemand, der eine Umgebung erst mal in Ruhe untersucht und sich auf alle Kommentare zu Gegenständen anhören möchte. Die aber versteht man kaum, weil ständig jemand reinquatscht. Das Spiel zwingt einen bis jetzt unentwegt, der Handlung zu folgen, anstatt eine Szene genau zu erkunden - und das, obwohl es sehr viel zu erkunden gibt (hier wurden viele Kommentare (teils sechs verschiedene für ein Objekt) aufgenommen). Stattdessen werde ich aber durch die Nebenchakratere und die Handlung drangsaliert, mir diese gefälligst nicht anzuhören, sondern das zu tun, was das Spiel von mir will. Das nervt mich gerade am meisten.
Auch in Europolis mit der wirklich großen Stadtfläche war ich am Erkunden und plötzlich kommt ein Anruf von Reza, wo ich denn endlich bleibe. Sicherlich alles gut und schön, wenn die Entwickler lieber einen schnellen Spielfluss haben wollten, aber dann sollen die mir auch gar nicht erst anbieten, dass ich alles untersuchen kann. Das widerspricht sich einfach.
Und was mich noch stört: Es gibt ja, wie sonst üblich, viele Dialogmöglichkeiten. Anders als in sonstigen Spielen werden die aber nicht in Textform angeboten, sondern es ist nur ein Schlagwort. Welches Gespräch sich dahinter verbirgt, dass erklärt ein innerer Monolog des Charakters - und der fällt teils extrem lang aus. Um für sich die richtige Wahl zu treffen, ist man aber ja gezwungen, sich alle Monologe anzuhören und das stört den Fluss des eigentlichen Dialogs wirklich ganz extrem. Der ist ja unterbrochen und man hört sich eine gefühlte Minute erst mal die unterschiedlichsten Monologe an.
Das alles wirkt doch sehr unfertig und störend. Ich befürchte, dass das hier tatsächlich die "Longest Journey" von allen werden könnte.
Frodo lag mit dem Kopf in Sams Schoß, tief im Schlaf versunken; auf seiner weißen Stirn lag eine von Sams braunen Händen, und die andere ruhte leicht auf seiner Schulter. In ihren Gesichtern stand Friede.
Gollum betrachtete sie. Ein seltsamer Ausdruck zog über sein ausgemergeltes Gesicht. Das Flackern schwand aus seinen Augen, und sie wurden trüb und grau, alt und müde.