Ich komme frisch vom Haldern-Pop-Festival. Total fertig, aber glücklich. Das Festival wurde ja auch glaube ich Freitag und Samstag bei Eins Festival gesendet.
Meine Mucke trifft ja hier im Forum eher in Ausnahmefällen den Geschmack, aber vielleicht ist es ja doch zumindest interessant zu lesen. Zumal bei Eins Festival eher die größeren (und meiner Meinung nach langweiligeren) Acts gezeigt wurden.
Alle meine Highlights vorzustellen würde zu lange dauern, aber zumindendest ein paar.
Die ersten Gänsehautmomente gab es bereits am Donnertag in der Halderner Kirche. Nach toller Klassik von Heiner Frost spielte
Ala.ni.
Die Jazz-Ausnahme-Interpretin habe ich zuletzt erst vor ein paar Tagen bei Titel Thesen Tempramente gesehen. Und wenige Tage später steht sie im kleinen Rahmen vor wenig Publikum ein paar Meter direkt vor mir!
Eine wahrlich eindrucksvolle Erscheinung, und dabei unglaublich symphatisch, welche vermutlich ausnahmslos alle Anwesenden in der Kirche verzaubert haben dürfte. Mitten im Konzert läuft sie ohne Mikrophon los durch die Kirche und schafft es problemlos ohne Verstärkung die ganze Kirche zu beschallen. Ausnahme-Stimme. Unfassbar! Hier ein Konzert bei Arte:
http://concert.arte.tv/de/privatkonzert-von-alani
Kontrastprogramm: Yak
Yak sind eine junge Band, die wütenden oldschooligen Noise-Rock machen, wie er Mitte der 90er populär war. Aber frisch und unverbraucht mit einer agressiven Energie. Das Publikum tobte, ich habe am Anfang noch etwas mitgepogt, aber spätestens als der Sänger eine Wall of Death einleitete, bin ich nur noch seitlich in Deckung gegangen und habe es vorgezogen, von dort aus weiterzutanzen und das Spektakel beobachtet. Der Sänger ist ins Publikum gesprungen, Körper wurden durchs Publikum getragen. Die Leute sind völlig ausgerastet - ich habe schon lange nicht mehr so etwas Wildes erlebt!
https://www.youtube.com/watch?v=b5k86ExF6PA
Auch nicht leise, wenn auch weitaus zahmer gebären sich
The Strypes.
The Strypes sind sehr jung. Als ich sie zum ersten mal gesehen habe, waren sie eigentlich noch Kinder. Jetzt ein paar Jahre später sind sie immer noch ganz junge Erwachsene, die als die Rock-Nachwuchshoffnung gelten und von Stars wie Elton John bis Paul Weller und anderen über den grünen Klee mit Lobeshymnen überschüttet werden.
Musikalisch bewegt sich die ganze Sache zwischen Indie-Rock, Beat wie den Stones bis zu den Anfängen des Punk. Optisch erinnern sie an die Beatles oder deren Enkelkinder. :-)
Auf Platte vielleicht etwas glatt, geben sie live Vollgas und kommt das ganze extrem druckvoll rüber:
https://www.youtube.com/watch?v=zUrD79AGSLc
Die Nerven
Die Nerven machen eher düster-euphorischen Indierock/Postpunk und sind live auch nicht nur besser als auf Platte, sondern erheitern vor der Kamera des WDR zwischendurch auch immer wieder mit trotzig-anarchischen Ansagen wie "Der WDR ist auch da. Ich hoffe, das stört Euch nicht allzu sehr." Die Nerven wurden glaube ich sogar bei Eins Festival gezeigt.
https://www.youtube.com/watch?v=55bN5aSdOnQ
Haldern 2016 hatte noch mehr tolle Sachen parat wie etwa den Kirchenchor Cantus Domus, aber alles aufzuführen würde den Rahmen sprengen.
Es hat also neben den bekannten aber langweiligen und wie so oft weinerliche Acts wie Thees Uhlmann u.a., die vermutlich im Fernsehn übertragen wurden, wieder mal etliche tolle Künstler zu bieten. Man muss wie so oft nur immer ein bisschen im Untergrund wühlen, um die Trüffel zu finden.