Klingt nicht gerade nach einem Spiel für mich.

Ich hab zwar auch schon so manches Horror-Abenteuer durchgespielt, aber bei nicht wenigen mit Lösungshilfe, weil ich da gerne vorher wissen möchte, was mich erwartet.
Naja, Stephen King würde mich sicherlich auslachen, aber dafür wäre immerhin Albert Einstein stolz auf mich: mit
Physikus bin ich nämlich nun durch.
Tja, wie aber soll man dieses Spiel bewerten. Unter eine Klausur würde der Lehrer wohl am ehesten schreiben: "Thema verfehlt". Ich finde nicht, dass "Physikus" ein brauchbares Lernadventure ist. Der Lerneffekt ist einfach nicht da.
Auf den ersten Blick ist diese Wissensdatenbank gar nicht mal schlecht. Bei dem passenden Rätsel wird man direkt auf den betreffenden Bereich verlinkt. Dort werden zunächst sehr anschaulich die Grundlagen erklärt. Die zahlreichen Animationen und Interaktionen und der vorgelesene Text sind durchaus schlüssig und interessant, aber das Meiste dürfte jeder von uns bereits vorher wissen. Nachdem die Grundlagen abgehakt sind, schmeißt die Datenbank aber plötzlich mit Formeln und wissenschaftlichen Begriffen um sich, dass die (um physikalisch zu bleiben) Glühbirne raucht... Einige Formeln habe ich noch nie kennengelernt, einige seit der Schulzeit wieder vergessen. Behalten oder gar im Spiel anwenden konnte ich sie aber auch jetzt nicht, denn es fehlte einfach etwas, was einem diese Formeln und die physikalischen und teils mathematischen Zusammenhänge wirklich noch einmal begreiflich gemacht hätte. Schön wäre es gewesen, wenn man mehr Beispiele und mehr Erklärungen der einzelnen Formeln gehabt hätte. Es fiel unheimlich schwer, die vorher gesehenen Grundlagen auf die Formeln anzuwenden, einfach weil bei den Grundlagen noch keine Formeln auftauchten, während selbige dann wiederum ohne großartige Fallbeispiele blieben. Einige Rätsel im Spiel basierten allerdings auf eben diesen Formeln - vor allem das Endrätsel mit dem Prinzip der Transformatoren. Für mich war dies nur durch Ausprobieren zu schaffen, da ich den Zusammenhang zwischen Strömstärke, Spannung und den Magnetwindungen einfach nicht kapiert habe. Elektriker werde ich in diesem Leben nicht mehr.
An sich aber waren alle Rätsel lösbar - notfalls eben durch Ausprobieren. Zur Lösung musste ich dennoch zwei Mal greifen, denn die Steuerung ist teils so verkorkst, dass ich zwei Ansichten mit nötigen Gegenständen nicht gefunden habe.
Die Rätsel selbst sind sehr ausgewogen. Nicht alle erfordern physikalisches Fachwissen. Es ist auch ganz normale Adventure-Kost mit dabei.
Grafisch finde ich das Spiel aber trotz der geringen Auflösung sehr gelungen. Die Schauplätze sind sehr detailliert gestaltet und einfach auch künstlerisch wirklich stimmig designt. Es macht richtig Spaß die kleine Insel zu erkunden. Besonders beeindruckend sind die zahlreichen Animationen. Jede noch so kleine Aktion ist animiert. Ich empfand das als einen gewissen Belohnungseffekt für ein gelöstes Rätsel oder eine in Betrieb genommene Maschine.
Die Handlung ist sehr oberflächlich und versucht auch gar nicht erst tiefer in das frühere Leben der Inselbewohner einzusteigen. Schade, bei den toll gestalteten Schauplätzen und dem in sich stimmigen Dorf wäre eine Geschichte über Tagebücher ein unglaublicher Mehrwert gewesen.
Insgesamt haut mich das Spiel zwar nicht vom Hocker, aber es motivierte genug, um es endlich mal zu durchspielen. Grund genug, dass ich mir über den Onlineshop von Braingame jetzt auch den zweiten Teil gegönnt habe. Weiter geht es also mit
Physikus - Die Rückkehr.
Frodo lag mit dem Kopf in Sams Schoß, tief im Schlaf versunken; auf seiner weißen Stirn lag eine von Sams braunen Händen, und die andere ruhte leicht auf seiner Schulter. In ihren Gesichtern stand Friede.
Gollum betrachtete sie. Ein seltsamer Ausdruck zog über sein ausgemergeltes Gesicht. Das Flackern schwand aus seinen Augen, und sie wurden trüb und grau, alt und müde.