Dead Reefs
Das Relikt des Bösen


Die Geschichte

Auf der, vor der britischen Küste im Atlantik gelegenen, Insel „Dead Reefs“ ereignen sich seit Generationen alle 9 Jahre unerklärliche grausame Morde, die, nach Überzeugung der Inselbewohner, Folge eines schrecklichen Fluchs sind. Diesen Fluch hatten ihre Vorfahren vor fast einem Jahrhundert auf sie geladen, als sie mit Hilfe von falschen Signalfeuern Schiffe auf das Riff vor ihrer Küste lockten, diese ausplünderten und dabei unzählige Seeleute und Passagiere ihr Leben lassen mussten. Kurz bevor sich im Oktober 1729 ein weiteres Mal der Tag des Fluches jährt, stirbt Patrick Wyndham, der älteste Sohn des adligen Gutsherren der Insel, auf einem Spaziergang durch einen Sturz von den Klippen. Sein Vater Baron Wyndham, Nachkomme des berüchtigten Piratenanführers, glaubt nicht an einen Unfall und macht seinen Einfluss auf dem Festland geltend, um einen Ermittlungsbeamten der Krone anzufordern. Der fähige Detektiv Amadey Finvinerro übernimmt es, Patricks Tod aufzuklären und entdeckt schon bald nach seiner Ankunft Hinweise darauf, dass der junge Erbe tatsächlich ermordet wurde. Zunächst weist er skeptisch alle Andeutungen auf den Fluch als Aberglauben weit von sich. Doch dann wird er selbst Zeuge unglaublicher Vorkommnisse und muss erkennen, dass dieser Fall weitaus mysteriöser und gefährlicher ist, als er es zu Beginn wahrhaben wollte und dass er weit mehr als nur seinen scharfen Verstand einsetzen muss, um den teuflischen Mörder seiner gerechten Strafe zuführen zu können.


Ankunft auf Dead Reefs
Die Grafik

Vollständig in 3D entwickelte Spiele konnten mich in optischer Hinsicht nur selten überzeugen, dafür wirkten die Bilder oft zu kantig, unproportioniert und wenig stimmungsvoll. Dead Reefs hebt sich da positiv von anderen dieser Machart ab: Sämtliche Schauplätze wurden sehr gekonnt und facettenreich in Szene gesetzt; besonders gelungen: Der von Gespenstern heimgesuchte Herrensitz, der trotz Anzeichen von Verfall, noch immer prachtvoll und verschwenderisch eingerichtet, den einstigen Reichtum seiner Besitzer wieder spiegelt. Aber auch die anderen Szenerien können sich sehen lassen und bilden den perfekten Rahmen für eine schöne altmodische Gespenstergeschichte. Abgesehen von ein paar „Zeugen“ und den unmittelbar mit dem Fall betroffenen Personen, trifft Amadey kaum auf Menschen, aber dieser Umstand wird glaubhaft durch die Angst vor dem Fluch erklärt. Dafür gibt es viele Animationen, die dem Spiel Leben einhauchen: Reflexionen auf dem Wasser, am Himmel kreisende Möwen, fallendes Herbstlaub und – das hat mir besonders gefallen – ein bewegliches Spiegelbild, wann immer unsere Spielfigur an einem Spiegel vorüber geht. Die Videosequenzen, von denen es auch einige gibt, wirken leider etwas unscharf und verwackelt, tragen aber trotzdem zur gruseligen Atmosphäre bei. Die einzelnen Charaktere sind durchweg gut getroffen, fügen sich gut in die Spielewelt ein und bewegen sich dabei sehr natürlich; wenn man z.B. eine zeitlang nicht agiert, drehen sie ihre Köpfe und schauen sich um und stehen nicht nur steif in der Gegend herum. In den Nahaufnahmen, bei Gesprächen, fällt vor allem die Übereinstimmung zwischen Mundbewegungen und gesprochenem Text ins Auge, unterstrichen wird der gute Eindruck noch durch die beweglichen Gesichtszüge.
 

Finvinerro ermittelt
Installation & Steuerung

Das Spiel wird von einer einzelnen DVD installiert und darf anschließend für den Rest des Spiels aus dem Laufwerk entnommen werden. Die Installation gestaltet sich problemlos und schon nach wenigen Minuten kann man mit einem Klick auf das Desktopicon Dead Reefs beginnen und  – nach einem kleinen Videointro - vom Hauptmenü aus ein „Neues Spiel“ starten. Damit kommen wir aber auch gleich zum größten Schwachpunkt, den Dead Reefs aufweist: Die nicht sehr bedienfreundliche Tastatursteuerung. Standardmäßig wurden nämlich die einzelnen Aktionstasten so ungünstig und teilweise sogar doppelt belegt, dass es sich von vornherein empfiehlt, die Tasten nach den eigenen Vorlieben neu zu belegen. Ich habe für mich die Pfeiltasten für die Bewegung und zum scrollen ausgewählt und die Aktionstasten auf A, W und D gelegt. Um diese Änderungen vorzunehmen, kann man innerhalb des Haupt- und der Untermenüs mit den Pfeiltasten die verschiedenen Menüpunkte ansteuern, mit der Eingabetaste aufrufen und damit auch die Einstellungen bestätigen und zum Hauptmenü zurück kehren. Schneller gelangt man mit der Escapetaste zum Hauptmenü zurück. Speicherplätze stehen ausreichend, zur Verfügung und lassen sich an fast jeder Stelle im Spiel anlegen. Da es bei Dead Reefs möglich ist zu sterben, sollte man sicherheitshalber öfter davon Gebrauch machen, denn leider gelangt man bei einem „Game Over“ nicht automatisch an die Stelle zurück, sondern muss einen alten Spielstand laden. Doch freundlicherweise haben die Entwickler auch eine Autosavefunktion eingebaut, so dass man bei Bedarf auf einen zeitnahen letzten Spielstand zurückgreifen kann. Innerhalb des Spiels weist uns ein Quadrat in der rechten unteren Bildschirmhälfte auf mögliche Aktionen hin – in diesem Quadrat sind vier kleine Kreise angeordnet, die mit einem Augensymbol für Ansehen/Untersuchen, mit einem Handsymbol für Handeln/Aufnehmen, mit einem Mundsymbol für Sprechen und einem Rucksack für das Inventar stehen und mit der zugeordneten Taste aktiviert werden können. Sehr hilfreich ist auch das Tagebuch, das unser Ermittler führt und sobald man das Geräusch einer über Papier kratzenden Schreibfeder hört, sollte man die Notizen mit der N- Taste aufrufen und den neuen Eintrag lesen. Ebenfalls sehr nützlich ist die Karte, die mit der M-Taste aufgerufen werden kann; über sie kann man wichtige Orte direkt ansteuern und erspart sich so viel Lauferei. Mit der Q-Taste kann man gefundene Schriftstücke und Bücher noch einmal betrachten – geblättert wird auch hier mit den Pfeiltasten. Mit S werden Puzzle- und Rätselaktionen durchgeführt: z.B. beim Notenrätsel die Tasten auf dem Klavier gedrückt. Wenn Eile geboten ist, kann man durch einen Tastendruck (bei mir die Umschalttaste) Amadey laufen, statt gehen lassen. Unnötig umständlich ist, meiner Meinung nach, die Handhabung des Inventars geraten; um es aufzurufen bedarf es der entsprechenden Taste, danach wird mit den Pfeiltasten vor und zurück geblättert und dann mit der Taste für das „Handsymbol“ der Gegenstand ausgewählt. Passt der Gegenstand an dieser Stelle, läuft die Aktion automatisch ab, passt er jedoch nicht, schließt sich das Inventar und man muss es erneut aufrufen, wobei man leider nicht beim letzten Gegenstand, den man benutzten wollte, anfängt, sondern immer wieder von Anfang an den gesamten Inhalt durchsuchen muss. Doch es gibt auch noch mehr Positives zu berichten: Dialoge und die Videosequenzen können mit der Leer- bzw. der Escapetaste übersprungen werden. Und für eine kurze Unterbrechung kann man schnell und ohne Probleme auf den Desktop und wieder zum Spiel zurückkehren.


Game Over


Das Herrenhaus
Sprache und Musik
 
Stimmen, Hintergrundgeräusche und vor allem die gefällige Musik fügen sich insgesamt zu einer gelungenen Einheit in der deutschen Ausgabe zusammen. An den Sprecherleistungen sämtlicher Spielfiguren gibt es nichts auszusetzen und grade der Hauptcharakter des Hofermittler Amadey Finvinerro wirkt sympathisch und souverän durch die gut gewählte Synchronstimme. Zwar fehlte es ihm in spannenden Situationen ein wenig an „Temperament“; allerdings dürfte ein britischer Hofbeamter Anfang des 18. Jahrhunderts stets darum bemüht gewesen sein, seinem Stand und seiner Erziehung entsprechend, „Haltung zu bewahren“ und er wirkt dadurch umso überzeugender, dass er so kühl, distanziert und manchmal auch ein wenig arrogant klingt. Lediglich die verängstigten Einwohner von Dead Reefs, einfache hart arbeitende Fischer, hätten etwas rauere derbere Stimmen haben dürfen, aber das ist nur eine Kleinigkeit, die kaum ins Gewicht fällt. Wirklich klasse ist die musikalische Untermalung. Ein sehr eingängiges schönes Hauptthema wird mal orchestral, mal als leise anklingende Klaviermelodie sehr stimmungsvoll im Verlauf des Spiels eingesetzt. Auch die spannenden Stellen werden durch entsprechende drängende oder bedrohliche Klänge betont. Dabei wurde die musikalische Untermalung nie aufdringlich und es gibt auch etliche Passagen in denen sich ausschließlich die vielfältigen gut abgestimmten Hintergrundgeräusche entfalten dürfen.

Das Geisterschiff
Rätsel

Die Rätsel in Dead Reefs empfand ich durchweg als gut lösbar und logisch ins Spielgeschehen eingefügt. Zum größten Teil sind dies Inventarrätsel, also Gegenstände untersuchen, einsammeln, gelegentlich auch im Inventar miteinander kombinieren und an der richtigen Stelle einsetzen. Hinzu kommen noch ein paar leichtere Logikaufgaben und Puzzles, die das Spiel interessanter gestalten. Erfahrene Abenteurer dürften sich nicht heraus gefordert fühlen, da man die meisten dieser Aufgaben in der ein oder anderen Form schon einmal vor sich hatte, aber auch die ungeübten Spieler werden sich kaum die Zähne daran ausbeißen. Frustmomente werden durch die gut platzierten Hinweise im Spiel und durch die aufschlussreichen Notizen des Ermittlers fast vollständig vermieden. Fast! Zum Schluss gibt es dann doch noch eine harte Nuss zu knacken; aber auch nur, weil in diesem Fall keine erkennbare Logik der Lösung zugrunde liegt. Die vorhandenen Hinweise lenken einen auf eine falsche Spur und um die richtige Kombination zu finden, hilft leider nur „probieren“ und noch mal „probieren“.

Clarissas Geheimnis
Fazit

Dead Reefs ist, im besten Sinne des Wortes, ein Schauermärchen – keine Horrorgeschichte und schon gar kein Gruselschocker. Atmosphäre, Charaktere und Handlung erinnern an Gespenster- oder Detektivgeschichten eines E.A. Poe oder A.C. Doyle. Durch die schöne detailreiche 3D-Grafik und die sehr gelungene Musik- und Geräuschuntermalung entsteht ein stimmungsvolles schaurig-schönes Szenario, das mich bis zum Schluss an den PC fesseln konnte. Zwar werden viele Klischees bedient, aber auf angenehme und unterhaltsame Weise. Nicht allzu schwierige, aber doch abwechslungsreiche und – bis auf eine Ausnahme – logisch nachvollziehbare Rätsel verhelfen der Geschichte zu einem durchgängigen Spielfluss und grade deshalb ist es ein Vergnügen den unheimlichen Vorgängen auf „Dead Reefs“ auf die Spur zu kommen. Wer sich durch die etwas umständlich geratene Tastatursteuerung, die aber nach kürzester Zeit in den Griff zu kriegen ist, nicht abschrecken lässt, der wird mit einer soliden „Kaminfeuer-Gruselgeschichte“ im hübschen Gewand, fairen Rätseln und schöner Musik belohnt. Spätestens als Budget-Version sollte man sich „Dead Reefs“ gönnen!


Ausschau halten
Systemanforderungen

  Prozessor Pentium 3 1,2GHz,, Grafikkarte: DirektX 8.1 kompatible 64MB 3D Beschleunigung, DirektX 8.1 kompatible Soundkarte, DVD-ROM Laufwerk, 3.5 GB freier Festplattenspeicher, Maus und Tastatur, 256MB RAM,
Windows 2000/XP/Vista, DirektX 9.0c

USK: ab 6 Jahre
Hersteller
Streko Graphics/The Adventure Company/CDV

2007

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Pressemitteilung zum Spiel
Komplettlösung

Die alte Kultstätte

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23.August.2007. Petra "Subutexa" S. für Uwes-Adventureseite