Geschichte Die beiden ungleichen Brüder,
Ramon und Feodor Morales, betreiben in Barcelona eine kleine Erfinderwerkstatt.
Während Feodor voller Begeisterung an einem 'Fluggerät'
bastelt, versenkt sich Ramon lieber in das Studium alter ägyptischer
Artefakte, die von jeher eine seltsame Faszination auf ihn ausüben.
Als ihr Onkel Ramon von einer seiner Reisen ein rätselhaftes Kristallfragment
mitbringt, gerät dieser ins Visier der Inquisition. Ohne Vorwarnung
wird Ramon verhaftet und von den Soldaten des Großinquisitors nach
Tripolis verschleppt.Feodor setzt nun alles daran seinem Bruder zu folgen
und ihn aus den Klauen des Großinquisitors zu befreien.
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Grafik Die Grafik verdient ein dickes Plus
mit Ausrufezeichen, denn ich kann mich nicht erinnern, dass mir in einem
Adventurespiel schon einmal eine solche Fülle an unterschiedlichen Schauplätzen
geboten wurde, wie hier bei diesem. Dabei wurde jeder einzelne davon wirklich
wunderschön in Szene gesetzt. Zudem sorgen kleine Animationen (wirbelnde
Blätter, ziehende Wolken, Nebel-, bzw. Sandschleier und und und)
unaufdringlich, aber effektvoll für belebende Akzente. Auch die Charaktere
wurden gelungen in die abwechslungsreichen Hintergründe eingepasst.
Man verzichtete dabei zwar vollständig auf Nahansichten der Personen,
dafür bemühte man sich aber sehr um Perspektive und Schattenwurf
und das Ergebnis ist wirklich beeindruckend. Die vielen natürlichen
Gesten, die die Spielfiguren während ihrer Gespräche und Aktionen
ausführen, verstärken den positiven Gesamteindruck von einer stimmigen
Grafik noch. Optisch ist "Lost Chronicles of Zerzura" ein wahrer Leckerbissen
und liefert den Beweis, dass ein zeitgemäßes Spiel auch ohne
3D richtig beeindrucken kann.
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Verpackung, Installation
& Steuerung Die
DVD-Box mit der Spiel-DVD und einem ausführlichen Handbuch steckt
in einem hübschen aufklappbaren Karton. Die Installation verlief zügig
und problemlos. Das umfangreiche Hauptmenü verfügt neben den
üblichen - Spiel starten/beenden, speichern/laden, usw - auch über
die Option "Spiel fortsetzen". Diese Option ist nicht nur praktisch, wenn
man das Spiel einmal unterbrechen muss und danach weiterspielen will, sondern
auch, wenn man unserem Helden ein frühzeitiges Ende bescherte (Jawoll,
man kann im Spiel sterben!) und damit sofort am Punkt vor dem 'Fehler' wieder
einsetzen kann. Das Spielmenü, Tagebuch und die
Hotspotanzeige können über Symbole am oberen Bildschirmrand oder
mit der Esc-, der J- oder Leertaste aufgerufen werden. Der Mauszeiger verändert
sein Aussehen, je nachdem ob man einen Gegenstand ins Inventar aufnehmen
oder mit ihm interagieren kann. Mit einem Rechtsklick lassen sich Gegenstände
im Inventar genauer untersuchen und mit Linksklick für eine Aktion
auswählen. Speicherplätze lassen sich ausreichend anlegen und
mit einem eigenen Namen versehen.
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Ton und Musik Die deutsche Sprachausgabe von "Lost
Chronicles of Zerzura" lässt sich mit einem Wort umschreiben: Gut.
Die Stimmen passen zu den jeweiligen Rollen und die Sprecher liefern durchweg
ein professionell klingendes Ergebnis ab. Umso mehr erstaunt es mich, dass
die zahlreichen Dialoge und Gedankengänge der Spielfiguren so wenig
Emotionen in mir wecken konnten. Zu Beginn weckt Feodor, durch seine Begeisterung
für neue Ideen und Erfindungen, noch etwa Interesse an seiner Person,
doch mit zunehmender Spieldauer wird seine Figur blass und blasser. Egal,
ob er sich gerade in Todesgefahr befindet oder sich in einem sicheren Unterschlupf
erholt, Feodor hört sich immer gleich an und nach einer Weile wird es
dann auch langweilig ihm zuzuhören. Die Geräusche wirkten manchmal
etwas übertrieben, bildeten insgesamt aber doch eine runde Geräuschkulisse,
die die optischen Eindrücke verstärkten. Richtig gut hat mir bei
der Vertonung der sparsame aber überlegt und wirkungsvoll gesetzte
Einsatz der Musik gefallen.
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Rätsel Hauptsächlich wird man in "Lost
Chronicles of Zerzura" mit Inventarrätseln konfrontiert,
die sich durchweg leicht (zu leicht?) lösen lassen. Leicht vor allem
deshalb, da sich der Mauszeiger rot verfärbt, wenn ein Objekt an
der richtigen Stelle eingesetzt wird, sonst aber seine ursprüngliche
Farbe beibehält. Auch die ins Spiel integrierte 'Hotspotanzeige'
erleichtert die Suche nach dem Lösungsweg ungemein. Bei all dem stellt
sich mir allerdings die Frage: Wo bleibt der Reiz am tüfteln, knobeln
und rätseln, wenn einem praktisch alles schon fix und fertig auf dem
Silbertablett präsentiert wird. Auch beim sich verfärbenden Cursor
- nicht nur bei der Hotspotanzeige - hätte ich gern ein Mitspracherecht
darüber gehabt, ob ich dieses Hilfsmittel nutzen möchte oder
nicht.
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Fazit
Es gibt Spiele, die machen (fast)
alles richtig und trotzdem bleibt am Ende der ganz große Jubel
aus. So jedenfalls geht es mir mit "Lost Chronicles of Zerzura". Dabei
bietet dieses Spiel viel Anlass zum Jubel: Da wäre die beeindruckende
Grafik, die allein schon für ihre ungewöhnlich hohe Anzahl an
verschiedenen, wunderschön inszenierten Schauplätzen ein dickes
Lob verdient. Unbedingt ein Jubelfaktor: Eine
komplette - durchdachte und schlüssig aufgelöste - Story, die
nicht mit einem unbefriedigenden abrupten Ende oder einem Cliffhanger, der
auf einen nächsten Teil verweist, daher kommt. Doch das Spiel hat auch Schwächen,
die den überwiegend positiven Eindruck etwas trüben. Zum einen
wurde ich mit den Charakteren - allen voran Hauptfigur Feodor - nie richtig
warm. Trotz der vielen Stunden, die wir gemeinsam unterwegs waren, ist mir
Feodor erstaunlich fremd geblieben. Zum anderen fehlte mir etwas mehr Herausforderung
beim rätseln. Unterm Stricht fällt mein Fazit dennoch eindeutig
aus: Ein Adventure, bei dem so viel richtig gemacht wurde, hat ganz klar
eine Kaufempfehlung verdient.
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Systemanforderungen
USK: ab 12
Cranberry Production / dtp entertainment 2012 |
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