Geschichte:
Kinder entdecken beim spielen auf
dem Dachboden ein Puppentheater und, in einer der Puppen versteckt,
ein Buch: Das Testament des Sherlock Holmes. Watson beschreibt
darin einen der verstörendsten Fälle, mit dem er als
Freund und Partner des genialen Meisterdetektivs jemals konfrontiert
war. Alles fing ganz harmlos an ... Der Diebstahl einer wertvollen
Kette, die, ebenso wie der Dieb, spurlos aus
einem verschlossenen Raum verschwunden ist, gibt der Polizei Rätsel
auf. Nicht aber Sherlock Holmes, der innerhalb kürzester Zeit
die einzigartige Perlenkette wieder beschaffen kann. Watson ist empört
als er am nächsten Morgen auf einen Zeitungsartikel stößt,
in dem man Sherlock Holmes unverblümt bezichtigt, die echte
Kette gegen eine Fälschung ausgetauscht zu haben. Als dann auch
noch Inspektor Baynes von Scottland Yard auftaucht und bestätigt,
dass die Juwelen vertauscht wurden, besteht Watson darauf den Dingen
auf den Grund zu gehen. Sherlock misst dem jedoch keine große
Bedeutung bei. Ihn beschäftigt eine ganz andere Sache: Der Bischof
von Knightsbridge hat ihn zu sich gebeten und der Detektiv spürt
instinktiv, dass dieser Termin sehr wichtig ist. Als Watson & Holmes
endlich beim Bischof eintreffen, machen sie eine grauenhafte Entdeckung:
Der Bischof wurde äußerst brutal gefoltert und ermordet. Eine
1. Spur führt sie zum Giftmischer 'Rattentöter', dem ebenso
genialen wie wahnsinnigen Chemiker Hans Schielmann, der aber zum Glück
im Gefängnis sitzt. Während ihrer Untersuchung im Gefängnis
gelingt es Schielmann auszubrechen. Watson kann es nicht fassen, als
er erkennt, dass Holmes dem irren Wissenschaftler zur Flucht verholfen
hat. Doch das ist erst der Auftakt zu einer Unzahl weiterer schrecklicher
Verbrechen, an denen Sherlock Holmes direkt oder indirekt beteiligt scheint.
Dann wird der Doktor auch noch Zeuge, wie sein Freund vor
seinen Augen kaltblütig einen Polizisten ermordet. Allmählich
zweifelt auch er an den wahren Motiven und Absichten seines exzentrischen
Weggefährten. Watsons Loyalität und
Vertrauen werden von Holmes auf eine harte Probe gestellt, an der ihre
langjähre Freundschaft zu zerbrechen droht ... |
Die Kinder stöbern auf dem Dachboden herum
...
... und stoßen dabei auf "Das Testament
des Sherlock Holmes"
|
Grafik:
Hatte man im Vorgänger (Sherlock
Holmes jagt Jack the Ripper) - optisch und inhaltlich - den
Schwerpunkt auf das heraufbeschwören der bedrohlich düsteren
Atmosphäre, des von einem brutalen Frauenmörder heimgesuchten
Stadtteils Whitechapel, gelegt, werden wir in diesem Fall auf eine spektakuläre
Rundreise quer durch das London Ende des 19. Jahrhunderts mitgenommen.
Spektakulär, da sich auch in der Vielfalt und Darstellung der zu
untersuchenden Schauplätze, die ganze Komplexität und ungewöhnliche
Entwicklung dieses Falls widerspiegelt. Holmes und Watson sind gezwungen
in viele unterschiedliche Richtungen zu ermitteln und wir dürfen
sie überall hin begleiten: In ein streng gesichertes Gefängnis,
in das Büro eines schmierigen Journalisten, in das Haus eines
angesehenen Richters, aber auch in die Kanalisation oder in einen
ländlich gelegenen Vorort Londons führen die Spuren - und
das sind noch längst nicht alle Orte, an denen wir im neuesten Holmes-Abenteuer
ermitteln dürfen. Dabei wurde jeder einzelne Schauplatz aufwendig
mit stimmigen Details versehen und durch Licht und Farbgebung zusätzlich
Atmosphäre geschaffen. Im belebten Stadtteil Whitechapel begegnen
uns auf Schritt und Tritt NPCs, die auf beklemmend realistische Weise das
Elend, aber auch den Überlebenswillen in diesem Armenviertel verkörpern.
Da sitzt z.B. eine alte Frau mit ihren wenigen Möbeln auf der Straße,
weil sie die Miete nicht zahlen konnte und ein paar Ecken weiter stickt
eine junge Frau im Freien, da es in ihrer Wohnung zu dunkel dazu ist. Auch
die Hauptcharaktere, allen voran Holmes & Watson, wirken natürlicher
in ihren Bewegungen denn je; dabei fallen die lebhaften, ausdruckstarken
Gesichtszüge besonders ins Auge. Betreten die Detektive einen neuen
Schauplatz oder entdecken sie etwas Wichtiges vermitteln uns kurze Videoeinspielungen
ihre spezielle Sicht der Dinge und längere Videosequenzen verknüpfen
verschiedene Handlungsstränge mit einander; dies verleiht dem Spiel
eine Dynamik, die uns vollends ins dramatische Geschehen eintauchen lässt.
|
Holmes hat die wertvollen Perlen gefunden und
...
... ist sich sicher: Die Kette ist echt und
keine Fälschung.
|
Verpackung, Installation & Steuerung:
Die DVD-Box mit der Spiel-DVD steckt
in einem schön gestalteten aufklappbaren Pappschuber.
Außerdem gehört noch ein 14seitiges übersichtliches
Handbuch zur Ausstattung. Auf der Innenseite der DVD-Box befindet
sich ein Aufkleber mit dem Aktivierungsschlüssel, der zum
freischalten des Spiels benötigt wird. (*Siehe dazu den eigenen
Abschnitt unten.) Die Installation startete nach einlegen
der DVD automatisch und verlief völlig problemlos. Die DVD kann
anschließend aus dem Laufwerk entfernt werden. Steuern kann man
die spielbaren Figuren (Holmes, Watson und Toby^^) wahlweise mit der
Tastatur oder der Maus. Auch aus welcher Perspektive (1. oder 3.) man spielen
möchte, bleibt dem Spieler selbst überlassen. Zudem kann
man jederzeit durch einen simplen Mausklick (mittlere Maustaste)
oder Tastendruck (Taste R), die gewählte Perspektive verlassen
und zur anderen wechseln. Der Perspektivwechsel lässt sich aber
auch über das Kamarasymbol vornehmen, indem wir mit einem Rechtsklick
das Ermittlungs-Menü öffnen: Über die entsprechenden
Symbole lassen sich dort auch geführte Dialoge noch einmal
Wort für Wort nachverfolgen, Dokumente, wie Bücher, Zeitungsartikel,
Zettel und Briefe lesen, die Deduktionsnotizen einsehen, die Karte
und das eigentliche Inventar aufrufen. Letzteres wird aber nur dann
erforderlich, wenn man Gegenstände im Inventar verbinden
muss, ansonsten lassen sich alle Inventargegenstände mit Hilfe
des Mausrads unkompliziert aus dem Spiel heraus ansteuern und auswählen.
Ein Novum verbirgt sich hinter dem Symbol der Polizeimarke; erstmalig
wird unser detektivischer Spürsinn und gute Ermittlungsarbeit
mit einer Fülle von Erfolgen in Form von Medaillen belohnt.
Und noch etwas ist mir sehr positiv aufgefallen: Großzügig
wie nie wird automatisch der aktuelle Spielstand gesichert und dauerhaft
zur Verfügung gestellt. Es wird also nicht nur ein einziges Auto-Save
erstellt, das ständig überschrieben wird, sondern viele,
die uns an jedem markanten Punkt des Spiels einen erneuten Einstieg
bieten. Klasse! Die gesamte Spieltechnik funktionierte zudem einwandfrei
und sorgte damit für einen äußerst komfortablen und rundum
entspannten Spielverlauf. |
Holmes und Watson folgen jeder Spur ...
... und sehen sich auch auf dem Friedhof um.
|
Online Aktivierung
Mit dem "Activation & Player Key",
der auf einem Aufkleber auf der Innenseite der DVD-Box zu finden
ist, muss man sich das Spiel über eine Internetverbindung freischalten
lassen, denn ohne Online Aktivierung geht hier gar nichts. Wahlweise
kann man die Aktivierung auch mit dem Smartphone, einem Tablet oder
per E-Mail veranlassen - Voraussetzung ist aber immer eine aktive Internetverbindung.
Wer über keine aktive Internetverbindung verfügt, kann es
auch telefonisch versuchen. Obwohl sich die Online Aktivierung technisch
problemlos gestaltet, hatten (und haben!) viele Spieler dennoch ein
Problem damit. Ich gehöre auch dazu. Mir will der Sinn einer solchen
Aktivierung einfach nicht einleuchten. Die Befürchtung, dass einmalig
nur fünf Aktivierungen möglich sind, hat sich zwar nicht bestätigt
(Tatsächlich wird nach jeder De- und anschließender Neuinstallation
die Zahl der Aktivierungen zurückgesetzt und es stehen dann wieder
die vollen fünf Aktivierungen zur Verfügung.), trotzdem empfinde
ich es als Zumutung, dass ich ein Spiel, das ich käuflich erworben
habe, erst noch online freischalten lassen muss, um es dann auch spielen
zu können. Ich bezweifle stark, dass sich dadurch das Risiko der
illegalen Verbreitung ausmerzen lässt, denn diejenigen, die sich mit
Raubkopien und Crackversionen befassen, werden sich wohl kaum davon abschrecken
lassen und fühlen sich höchstwahrscheinlich noch dazu herausgefordert
einen Weg zu finden auch das neue Sicherunssystem auf illegale Weise zu
umgehen. Beim ehrlichen Käufer bleibt der bittere Beigeschmack, dass
man mit dieser Online Aktivierung seine Kauf- oder Spielgewohnheiten
ausspähen möchte und er zudem nicht mehr frei darüber entscheiden
kann, wann und wo er sein Spiel spielt, da er sich zuvor ja erst noch
die 'Erlaubnis' holen muss. Bleibt abzuwarten, ob sich diese Form der
Sicherung auf Dauer durchsetzen kann, denn Fakt ist, dass die Bedingung
"Online Aktivierung" doch sehr viele Adventure- und Sherlock Holmes Freunde
vom Kauf abschreckt. Und das kann ja wohl nicht im Sinne der 'Erfinder'
sein.
|
Ohne Online Aktivierung kein Fall
Ohne aktive Internetverbindung kein Spiel
|
Ton und Musik:
Die gelungene Übersetzung der Dialoge
und Texte, die gute Wahl der Sprecher und der klangvolle Hintergrund aus
Geräuschen und Musik runden das Spielerlebnis perfekt ab. Holmes
& Watson klingen so, wie man es von diesen beiden gegensätzlichen
Charakteren erwarten darf: Der eine arrogant, direkt und ehrlich bis
an die Schmerzgrenze, der andere freundlich, mitfühlend und höflich
- ein echter Gentleman eben. Doch in diesem Fall prallen ihre grundverschiedenen
Persönlichkeiten erstmals richtig hart auf einander. Der verbale Schlagabtausch
zwischen den beiden Männern verdeutlicht, wie viel ihnen dieser Fall
abverlangt und zum ersten Mal in ihrer langjährigen Freundschaft stoßen
sie dabei an ihre Grenzen: Holmes äußert sich so kaltherzig und
bösartig, wie wir es noch nie erlebt haben, und Watson, der eigentlich
immer Verständnis für Holmes eigenwillige Methoden aufbringen
konnte, fühlt sich mehr und mehr von dessen Verhalten abgestoßen.
Die Gespräche spiegeln aber nicht nur den dramatischen Verlauf ihrer
Ermittlungen wider, sondern wurden darüber hinaus auch mit einer
kräftigen Portion britischen Humors gewürzt. Und wer den Dialogen
grundsätzlich nichts abgewinnen kann, hat die Möglichkeit sie
mit einem Mausklick zu unterbrechen. Bei Bedarf kann man im Ermittlungsmenü
den genauen Wortlaut noch einmal nachlesen, sodass man nicht Gefahr läuft,
einen Hinweis zu verpassen.
Die Musik setzte dazu noch stimmungsvolle Akzente, die dem Spiel den akustischen Feinschliff verliehen: Mit orchestraler Fülle und Macht oder leiseren Zwischentönen wurde der Spannungsbogen hörbar gemacht und schuf in Zusammenspiel mit den eindrucksvollen Bildern eine einzigartige und mitreißende Atmosphäre. |
Die Vermieterin will die Detektive nicht ins
Haus lassen ...
... und stellt sich ihnen resolut in den Weg |
Rätsel:
Auch in Punkto Rätsel hat "Das Testament des Sherlock Holmes" viel zu bieten. Eine anregende Mischung aus Minispielen, Logikaufgaben, Puzzles und Inventarrätseln will gemeistert, gelöst, gelegt, entdeckt und kombiniert werden. Und noch eine interessante Aufgabe erwartet den Spieler: In den Deduktionsnotizen werden am Tatort gemachte Beobachtungen und gewonnene Erkenntnisse notiert und wir müssen daraus die richtigen Schlussfolgerungen ziehen. Im Hauptmenü unter Optionen lässt sich der Schwierigkeitsgrad einstellen: Es stehen zwei Modi zur Wahl - normal oder schwer. Bei Bedarf kann man sich mit der Leertaste (Holmes 6. Sinn) alle Elemente innerhalb einer Szene, mit denen eine Interaktion möglich ist, anzeigen lassen. Darüber hinaus lassen sich alle Rätsel/Minispiele auf Wunsch auch überspringen. Es hängt dabei vom gewählten Modus ab, wie lange es dauert bis der Überspringen-Button eingeblendet wird und auch wie viel Zeit vergeht bis wir erneut auf die Spielhilfe, Holmes 6. Sinn, zurückgreifen können. Die Rätsel fügen sich sehr gut ins Spielgeschehen ein und variieren vom Schwierigkeitsgrad her zwischen leicht bis mittelschwer. |
Der Durchgang ist durch ein besonderes Schloss
gesichert
|
Fazit:
Ich war sehr gespannt auf "Das
Testament des Sherlock Holmes", denn mit Beginn der 'neuen'
Sherlock Holmes Reihe (Das Geheimis
des Silbernen Ohrrings) hatte man es verstanden, in jedem
folgenden Holmes-Abenteuer die richtige Mischung aus vertrauten
und neuen Elementen zu finden, um dem Spieler einerseits das Gefühl
zu geben mit alten Bekannten unterwegs zu sein und andererseits
ein völlig neues Spielerlebnis zu schaffen. Würde dieses
Kunststück auch dieses Mal gelingen? Die Antwort lautet: Es
ist gelungen - und das mit Bravour! Holmes & Watson sind zurück
und das in bestechender Form. Nicht nur rein optisch wirken sie dynamischer
und beweglicher denn je, auch die Story hat es diesmal gewaltig in sich:
Hochspannung, starke Emotionen und überraschende Wendungen garantiert!
Holmes ermittelt - ohne Rücksicht auf geltende Regeln und
Konventionen - und geht mit seinen drastischen Methoden, nach Meinung seines
treuen Freunds Watson, dieses Mal entschieden zu weit. Die dramatischen
Entwicklungen in diesem brisanten Fall sorgen für viel Abwechslung,
ebenso wie die Fülle der zu untersuchenden Schauplätze: Die
Spurensuche führt uns quer durch ein stimmungsvoll inszeniertes
London Ende des 19. Jahrhunderts und durch alle Gesellschaftsschichten.
Man muss die Vorgänger nicht gespielt haben, um sich für dieses
extrem packende Abenteuer begeistern zu können; diejenigen, die
sie kennen, werden jedoch verblüfft sein, wie großartig es
gelungen ist, bekannte Gesichter und Orte mit einzubeziehen und
uns dennoch ein vollkommen neues Bild vom Wirkungskreis des berühmten
Detektivs zu präsentieren. "Das Testament des Sherlock Holmes"
ist mehr als nur eine gelungene Fortsetzung - trotz des Ärgernisses
Online Aktivierung kann ich dieses Spiel nur jedem empfehlen: Es
ist der mit Abstand beste Sherlock Holmes Fall aus der Frogwares
Schmiede, an dem wir bislang teilhaben durften - ein Krimi-Adventure vom
Feinsten! DAS solltet ihr euch wirklich nicht entgehen lassen. |
Prinz Woodville hat ein Herz für die Bedürftigen
...
... und selbst Big Danny ist vom Prinzen angetan
|
Systemanforderungen:
USK: ab 16
Frogwares/Focus Home Interactive/KochMedia |
Der Gefängniswärter erwartet Holmes
& Watson
|